Samstag, 27. Dezember 2008

der zerbrochene turm

wieder schreit dies glockenseil nach gott und ich
vernichtet vom klang einer totenglocke
die wenigen schritte über die steine zum kreuz
zu weit / für nackte füße

niemand erkennt mich ich bin unsichtbar ein
schatten und ihre schwankenden leiber
dauern mich - der himmel verzerrt ein
sonnenstrahl der jeden stern / schändet

inzwischen reißen glocken einen turm inzwei
und unter der haut schneiden zungen sich durch das fleisch
meine bis heute vergeudete stimme
mein gott / ich bin nur ein sklave

was bin ich dass ich nicht lebte verrottet
in einer tiefe / tote wege begleiten mich
verstummte gesänge begleiten mich kein weckruf nur
flache echos / die überall zeugen

eine welt zerbrochen zwischen autos zügen flugzeugen
rascher wahn der liebe nicht mehr
als ein luftzug und niemand / wohin ich auch lange
zerweifelt nach einem ort

reden alles reden verwandelt in luft jedes gefühl
ein abgas in der eigenen nase
welche wunden überzieht etwas haut welche sind
an den rändern zerklüftet / wie gitter

blut färbt die leere in mir in der tiefsee
würde es schwarz / wie sonst soll mich erhalten was keine
antwort enthält – nur die sterblichkeit
jede kraft noch die kleinste erstickt sie

doch wessen blutstrom hörte ich in der nacht
meine venen erinnern sich an manche / nicht mehr
als ein gebet das meine brust am morgen am fenster ausrief
halt mich fest /

doch jeder turm im innern ist ohne stein erbaut
nur ein witz / das weiß schon das märchen – ein mantel
der etwas wärmt bis er durchnäßt ist
mein herz es wird stille sein

ich stehe am kreuzweg und vor mir die landschaft
die ich nicht kannte
welcher himmel umhüllt diese karge erde
welches licht leuchtet mir

(nach hart crane)

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