Freitag, 22. August 2008

zwei asse

perfektionismus hat einen hang zum messie-anischen. mein verstand schult sich scharf an den papierbergen, den bücherbergen, den leergutbergen. ohne einen paparazzi-gott ist es leicht, ein gutes leben zu predigen und keines zu führen. im 21. jahrhundert kann es selbstverständlich keine guten politiker mehr geben. das beste ist es, den ganzen tag nach vorne zu schauen und den müll im rücken einfach zu ignorieren. denn entweder es wird nichts passieren, oder es wird sich schon jemand darum kümmern. wasser sickert von irgendwo ein? das wird so schlimm schon nicht sein. das verwandeln wir einfach in wein usw.

Mittwoch, 20. August 2008

die siebzehnte zane

die sache mit den olympischen disziplinen ist eine heikle. alle vier jahre werden die sportarten, die bei olympia vertreten sind, neu ausgehandelt. es geht um renommee, geld und natürlich um mediale wahrnehmung. so interessiert sich seit 1921 kaum noch jemand fürs tauziehen, weil da keine medaillen mehr zu holen sind (außerdem kamen kurzfristig haubitzen groß in mode). in diesem jahr hat es im radsport das bahn-zeitfahren erwischt. da wird also bald niemand mehr steroide für nehmen. dafür kommen aber auch immer wieder neue wettkampfarten hinzu. da wären in peking zum beispiel verschleppung und folter zu nennen (da machen sich vor allem die amerikaner hoffnung auf eine medaille). ein highlight der spiele wird aber auf jeden fall der mit mit spannung erwartete und mit mehr als 5000 athleten auch größte wettkampf der spiele : das exekutieren. hier hat china bereits vor vielen jahren die weichen für eine goldmedaille gelegt und sich auch richtig ins zeug gelegt, diesen wettkampf beim IOC durchzuboxen. herrn rogge werden als ausgleich die demonstrationssportarten kinderprostitution und organhandel vorgestellt. leider nicht olympisch bleiben die tibet-befreiung und das tian'anmen-massaker, letzteres weil dieses bereits vor 20 jahren ein medialer gassenfeger war und anzunehmen war, dass dies schwer zu toppen sein würde. eine enttäuschung mußten die veranstalter aber leider einstecken: wenig erfolgreich verlief die ebenfalls neue disziplin demonstration: keiner der 76 athleten schaffte die qualifikation. aber eines sei den chinesischen machthabern gesagt : die pressefreiheit wird obsiegen! die werden wir demokraten uns von niemandem auf der welt nehmen lassen! aber die ganzen schrecklichen ungerechtigkeiten in china wollen wir heute mal vergessen : wir wollen uns lieber auf den sport konzentrieren!

Montag, 11. August 2008

der tod heißt 100.000.000 mal kalaschnikow

einer der vier gesellschafter von heckler & koch ist ein waschmittelfabrikant. das ist nur konsequent. no compromise in quality. 700 mitarbeiter sind verantwortlich für 7 millionen g3, die sich im umlauf befinden. ein paar davon sind plötzlich in georgien zu finden. der wahlspruch - “keine kompromisse! und keine gefangenen!” - spiegelt die selbst auferlegte verpflichtung wider, die überall auf der welt mit dem gütesiegel "death is a master from germany" verbunden wird (unsere augen sind blau. nimm seife für dein aschenes haar, sulamith, du heldin der sozialistischen arbeit). wir brauchen also nur sprengstoff, entfernen die seife und schon haben wir eine gefährliche bombe. über 130 jahre qualitätsprodukte zum waschen, reinigen und für die körperpflege, und (vorsicht, makaber:) alles aus einer hand! ich finde: da kann man schon mal ein bißchen stolz auf sich sein. auch wenn man kein hochdeutsch kann.

Sonntag, 10. August 2008

emanzipation jenseits der wechseljahre

«Eine Frau, die als so schön wie Helena gelten will, muss dreißig körperliche Eigenschaften an sich haben: je drei weiße, schwarze, rote, lange, kurze, schwellende, feine, enge, weite und kleine. Weiß seien die Haut, die Zähne und das Haar, schwarz die Augen, die Scham und die Brauen, rot die Lippen, die Wangen und die Fingernägel, lang sei der Körper, das Haar und die Hand, kurz müssen die Zähne, das Ohr und der Fuß sein, ausladend die Brust, das Gesäß und die Augenbrauen, eng die Scham, der Mund und jede straffe Stelle, schwellend der Mund, der Hintern und der Schoß, fein die Finger, das Haar und die Lippen, klein seien die Nase, die Brustwarzen und der Kopf. Da keine oder kaum eine Frau alles das an sich hat, kann keine für wirklich schön gelten und taugt keine etwas.»


sagen wir es mal so: wir müssen alle mal. die einen müssen sterben, die anderen müssen aufs klo. beides sollte uns nicht peinlich sein. ob es ein furzen oder ein plätschern ist. ob es ein stöhnen oder ein ins gras beißen ist. die anatomie des menschen gibt uns wenig raum für improvisationen. neulich konnte ich im zug ein gespräch zwischen zwei männern belauschen. "meine frau ist ein engel." sagte der eine. - "hast du ein glück", sagte der andere, "meine lebt noch."

laut dogma der katholischen kirche sind sämtliche engel geschlechtslos, sie müssen auch nicht scheißen, dennoch werden engelhafte eigenschaften hauptsächlich frauen zugeschrieben. interessant ist, dass engel dennoch durch die bank männliche namen haben. viel spass kommt im himmel nicht damit auf. "i'm as anatomically impaired as a ken doll." sagte einst der metatron. und der erzengel gabriel sagt: "gott ist meine Stärke".

in der kirche gibt es nicht viel raum für frauen. man könnte sagen, es werde viel männliches protzgehabe demonstriert. so ist es immer gut, einen mann im haus zu haben. während die frau bei der menstruation so unrein ist, dass sie sieben tage lang in jedweder beziehung von aller welt gemieden werden muss, wird in der verbindung zwischen vater und sohn blut in mengen vergossen und sogar getrunken. sämtliche vom männlichen differenten eigenschaften der frauen werden von den männlichen göttern repräsentiert. da wird gelitten und beschützt, geschaffen und ernährt. maria bleibt nicht mehr, als eine art asexuelle gebährmaschine am rand zu stehen.

gabriel regiert derweil wieder über das paradies, er sitzt zur linken gottes und ist im gesundheitlichen bereich für die aktivierung und reinigung der ausscheidungsorgane zuständig. gut so. dass gott ihn da in seinem glauben bloß nicht im stich läßt...

in der kunsthalle bremen findet diese art der transzendenten fürsorge im untergeschoß statt. an der treppe, die neben dem eingang hinunterführt, prangt ein symbol, bei dem das toilettenmännchen zweifellos drei zentimeter größer ist als das weibchen. das ist im ersten augenblich nicht verwunderlich. bei den meisten spezies ist das männliche größer und stärker als das weibchen. vor 7000 jahren kam es durch veränderte umweltbedingungen und daraus folgenden vermehrten kriegerischen auseinandersetungen zu einer, das stärkere männliche geschlecht favorisierenden neuordnung der gesellschaften. männliche erbfolge, männliche anführer, männliche kadenzen.

bis heute wird männlichkeit in erster linie mit tapferkeit, rationalität und stärke assoziiert. das symbol für männlich, der runde schild hinter dem ein speer (oder ein phallus mit widerhaken) hervorragt, steht auch für eisen und den kriegsgott mars. wohingegen kupfer ein relativ weiches metall ist, gut formbar und zäh. frauen eben. symbole bedingen einander, sie stellen assoziationsräume zur verfügung, welche gesellschaftlich weitergegeben und unhinterfragt übernommen werden.

nach 7000 jahren läßt sich die indogermanische sprachfamilie an ihren grammatikalischen wurzeln kaum noch ändern. so werden frauen bei männlichen begriffsbezeichnungen einfach mitgedacht und eine sprachliche gleichstellung, von komplizierten schreibungInnen abgesehen, ist auch auf lange sicht nicht zu erwarten. im arabischen wird sogar in der zweiten person singular zwischen männlich und weiblich unterschieden, so heißt es enti für du (frau) und enta für du (mann). eine gedankliche gleichstellung der geschlechter im direkten kontakt ist da ausgeschlossen.

weibliche entitäten werden in der türkei vermehrt in hasemas beim baden gesichtet, also scharia gefällige badekleidung, die nur gesicht, hände und füße frei lassen. an freiheitsliebende europäer gerichtet sagt naciye kaya: „meine kleidung und meine lebensphilosophie werden nicht durch meinen mann, sondern durch den islam bestimmt.“ schön und gut. sie übersieht dabei leider nur, dass ihre religion zwar nicht von ihrem mann, aber von anderen männern, von männlichen propheten und männlichen imamen usw bestimmt wird.

johannes paul II. erklärte 1994 verbindlich, dass die katholische kirche selbstverständlich keinerlei vollmacht besitze, frauen zu priestern zu weihen. auch wenn es in der bibel keinen passus, der dagegen spricht, gibt, wurde ihnen damit nicht nur erneut der zugang zum priesteramt verwehrt, sondern darüberhinaus auch jedwede diskussion über dieses thema generell unterbunden. dabei wären frauen durch ihren gewohnheitsmäßigen umgang mit blut prädestiniert für diese aufgabe. den wein könnten sie statt mit einer oblate mit einem tampon an die gläubigen weiterreichen.

es gibt keine symbolische entsprechung der frau in den kirchlichen zeremonien. sie ist und bleibt die sünderin, die versucherin, welche die männliche schwäche der wollust mit kurzen röcken reizt, weshalb sie sich verstecken muss hinter schwarzen tüchern, dass gerade nur ihre augen unverdeckt bleiben. alternativ kann sie sich auch hinter dem herd verstecken. die deutungshoheit verbleibt in jedem fall beim drei zentimeter größeren mann.

denn wie soll sich der umgang mit dem objekt frau ändern, wenn sogar frauen diese klischees bedienen. so wird johanna hey, eine erfolgreiche geschäftsfrau "allein unter männern" von einer journalisten der faz 2008 knapp charakterisiert, sie zähle zu den "renommiertesten steuerrechtlern des landes. und auch zu den telegensten." während die beschriebene, die beim kommen und gehen hektisch mit den pumps klackere, oft „man“ sage, wenn sie „ich“ meine: „Man hat als Frau objektiv keine Nachteile, solange man keine Kinder hat“, so hey.

also ist doch alles halb so schlimm? als frau muss man sich einfach nur den gegebenheiten anpassen und alles wird gut. den gegebenheiten, der religion, dem mann. drei zentimeter sind immerhin drei zentimeter. am ende bleibt alles beim alten und eine frau, die zwar erfolgreich ist wie ein mann, die keine kinder kriegt, nicht menstruiert usw, aber nicht schön ist, taugt einfach trotzdem nichts. so ist das eben. die regeln machen ja nicht wir. der mann ist drei zentimeter größer, und die frau ist gefälligst schön. so oder so.

Freitag, 8. August 2008

außer chinesen

und überall auf der welt herrscht frieden. die völker reichen sich die hände. dieser blog ist so politisch, dass er von allen menschen der welt gelesen werden kann. alle chinesen tanzen. ganze landstriche von tänzern sind entvölkert, um in den steppen des tarimbeckens das gesicht ihres führers, nur von satelliten aus sichtbar, zu tanzen. seine riefenstahlblaue mütze besteht aus eins komma zwei millionen landarbeiten, männern wie frauen, die lustig mit ihren mützen winken, dankbar für die große ehre, aus freien stücken dem wohle der weltgemeinschaft zu dienen. für das feuerwerk in kaukasien wurden zehn millionen frauen abbestellt, die salpeter, holzkohle und schwefel in weidenkörben auf ihrem rücken über den himalaya trugen. dabei verteilten sie en passant aufkleber mit smilies an die tibetanische bevölkerung und winkten. vierzig milliarden menschen bewunderten nach vorsichtigen chinesischen schätzungen dieses spektakel. die meisten davon in den letzten 60 jahren seit der kulturrevolution hingerichtet und nur per satellitenschaltung zugeschaltet. aber die freudenfeuer im kaukasus waren auch für sie nicht zu übersehen. salve reihte sich an salve und von russischer seite antwortete man ebenso enthusiastisch. dabei waren viele der schüsse vorher aufgezeichnet und moskau wartete nur auf den richtigen zeitpunkt, um alles ins rechte bild zu rücken. um sechs uhr dreißig (mesz) war es dann soweit. der dalai lama entzündete für viele völlig überraschend in gestalt eines bären das olympische feuer. von überall wurde ihm zugejubelt. happiness is mandatory, citizen. mao is your friend. und alle roten chinesen fliegen hoch.

Mittwoch, 6. August 2008

spuren von selbsterkenntnis

wir sind genau dann glücklich, wenn wir wissen, dass wir alles haben könnten, aber nichts haben brauchen. viele religionen und gesellschaftsysteme sind daran gescheitert, dass sie versuchten, den ganzen schritt zu erzwingen : dass der mensch nichts sei und auch nichts sein wolle, dass er nichts besitzen wolle, dahin wollten sie ihn erziehen und ihm frieden geben, dass er ablasse von dem wollen, von der macht, von dem herrscherwillen über die welt. denn natürlich will er besitzen, gerade das unerreichbare, gerade jenes, in die leere des glücks gerissene, das scheinbar so präsent im innern des menschlichen körpers scheint, dass es physisch beschreibbar wird. der schöne mensch, das schöne buch, das elektroauto - alles vorstell- unerreichbare geht in uns um, und wir hören seine schritte nacht für nacht, fühlen sein klopfen in unserem bauch, hören sein flüstern in unserem ohr. doch was ist uns geholfen, wenn wir ihm nachgeben, wenn wir haben, was wir haben könnten, wenn wir macht verspüren gegenüber menschen, die sich uns untertan machen? wir sehen andere menschen, wir sehen andere dinge, wir müssen die stromrechnungen begleichen. diese zwänge sind inhärent, sie zu leugnen hieße, das mensch sein zu leugnen. auch wenn einer an der spitze der ganzen welt stünde, würde ihn der mond verhöhnen, mit seinem roten gesicht. auch wenn er alles besäße, was menschen je erschufen, sein verlust am ende des lebens wäre der größte verlust, den je ein mensch erlebte. aber es ist möglich, so viel weiter zu gehen, als das verlangen ermöglicht. ich vermag das verlangen zu akzeptieren, das in mir drängt, in dem sinne, wie ich mein leben akzeptiere. plötzlich bin ich ein leben, das ein verlangen hat, kein leben, das einen anderen menschen hat, das ein auto hat oder das macht, ich lebe verlangend und kann dieses verlangen in meine existenzform mit aufnehmen, wie ein auto passagiere in sich aufnimmt, wie ein staat menschen in sich aufnimmt. das auto ist auto und auto genug. der staat ist staat und staats genug. ich könnte alles haben, doch ich bin glücklich damit, dass ich es nicht brauche, weil ich ja das gefühl habe, alles haben zu können. das füllt mich aus mit liebe.

Freitag, 1. August 2008

um die eckkneipe gedacht

es muss also gerechtigkeit herrschen. das sehe ich ein. laut marx ist die macht grundlage des rechts und nicht die moral. ich denke, josef ackermann weiss das. ich denke, in italien gibt es auch jemanden, der das weiss. wenn herrn wiedeking ein verdienst von 100 millionen euro im jahr gewährt wird, darf das natürlich niemandem verboten werden. auch niemandem, der jetzt hartz IV erhält. das versteht sich von selbst. aber wenn die 11.700 mitarbeiter 10.000 euro im jahr mehr bekämen, vielleicht wären sie dann nicht mehr so motiviert? so bleiben es mitarbeiter, "die stolz darauf sind, bei porsche zu arbeiten. deren antriebsmoment nicht das geld ist, sondern die leidenschaft." (zitat ende) dieses mitarbeiterverständnis sollte sich jede deutsche firma herausnehmen. also: wenn nichtraucher nicht rauchen dürfen, darf man natürlich rauchern dieses recht ebensowenig verwehren wie umgekehrt. warum also immer dieser streit ums recht? ist es nicht vielmehr so : wie es die npd gibt, so muss es auch raucherkneipen geben? auch wenn ein richterspruch nur für berlin und baden-württemberg gilt, so zieht doch gerechterweise der glimmstängel einen tag später in hannover ein. und wem das nicht paßt, der kann seine millionen ja in liechtenstein versteuern.